Wissenswertes über die Geschichte des Boule – Spiels
Provençalisch wurde es Ped tanco getauft, was geschlossene Füße bedeutet.
Französich wurde daraus Pétanque. Es ist die historisch jüngste Variante aller Kugelspiele.
Diese Variante trat wegen ihrer leichten Praktizierbarkeit einen Siegeszug um die ganze Welt an und ist auch in Deutschland die übliche.
Letztere sind somit Erfinder der Zielkugel, die im französischen Cochonnet, bei uns Schweinchen oder umgangssprachlich kurz Sau genannt wird. Der eigentliche Sinn aller seither üblichen Kugelspiele ist, daß zwei Parteien darum wetteifern, wer näher ans Schweinchen kommt bzw. wer präziser spielen kann.
Der berühmte Schriftsteller und Humanist François Rabelais merkte an: "Das Boulespiel ist gut gegen Rheuma und alle möglichen anderen Leiden, es ist für Menschen jeden Alters geeignet, vom Kind bis zum Greis".
Die früher in der Provence vorherrschende Variante des Kugelspiels ging über Distanzen von 17 bis 21 Metern (sie ist noch heute als Jeu Provençal bekannt) und ist ein athletischer Sport. Im Juni 1910 konnte in La Ciotat, der östlich von Marseille gelegenen Hafenstadt, der bis dahin sehr erfolgreiche Jules-le-Noir keine Anlaufschritte mehr machen, weil er starkes Rheuma bekommen hatte. Sein Freund Ernest Pitiot konnte das Trauerspiel des wehmütig am Spielfeldrand sitzenden schwarzen Julius nicht mehr mit ansehen und erbarmte sich, eine Variante des Kugelspiels zu erfinden, die auf 6 bis 10 Meter geht und stehend oder hockend aus einem Kreis heraus gespielt wird.
Beim Pétanque gibt es zunächst keine Vorgaben hinsichtlich des Geländes und der Wurfart. Zwingend vorgeschrieben ist der Abwurf aus einem Kreis von 35 bis 50 cm Durchmesser. Beim Wurf müssen beide Füße den Boden berühren. Die Zielkugel muss zwischen 6 und 10 m ausgeworfen werden, darf aber auf eine Entfernung zwischen 3 und 20 m vom Wurfkreis bewegt werden. Sie darf nicht auf verbotenes Gelände gelangen oder von etwas anderen als einer Spielkugel verdeckt werden Es dürfen, müssen aber keine Spielfelder angelegt werden, für die dann aber bestimmte Regeln gelten. Für die Kugeln und Zielkugeln gibt es vorgeschriebene Durchmesser und Gewichte.
Messen mit dem Tirette
Es gibt zwar sinnvolle, aber keine vorgeschriebenen Wurtechniken. Die Kugeln darf gerollt oder geworfen werden. Bereits liegenden Kugeln oder die Zielkugel dürfen durch andere Kugeln bewegt werden. Ein Schuss muss nicht angesagt werden. Er kann als Flachschuss (raffeln) ausgeführt werden, was Puristen aber ablehnen.
Wenn der Schuss kurz vor der zu treffenden Kugel auftrifft spricht man von einen devant-Schuss (fr: devant= davor). Einen direkt treffenden Schuss wird au fer (auf Eisen). Ein besonderer Schuss ist ein Carreau (fr. Kachel, Karo). Dabei bleibt die eigene Kugel in unmittelbarer Nähe der weggeschossenen Kugel liegen, beim Carreaz sur place bleibt die Kugel am Platz der weggeschossenen Kugel liegen.
Auch Pétanque wird in Aufnahmen gespielt. Es gibt eine Zeitregel. Danach muss ein Wurf eine Minute nach der Feststellung, wer den nächsten Wurf auszuführen hat, ausgeführt werden. Werfen muss immer die Formation, die nicht näher an der Kugel liegt. Hat eine Mannschaft keine Kugeln mehr, wirft die andere Mannschaft ihre restlichen Kugeln.
Jeder versucht mit möglichst vielen Kugeln näher an die (Cochonnet, Schweinchen, Sau etc.) zu gelangen als die gegnerische Mannschaft.
Messen mit dem Zirkel Ist nicht ohne Messen feststellbar, welche Mannschaft die bessere Kugel am Boden, wird von den zunächst von den beteiligten Mannschaft gemessen. Kommen diese nicht zu einem Ergebnis, können sie einen Schiedsrichter zum Messen herbeirufen.
Zum Messen werden neben einem Bandmaß, ein Tirette oder ein Zirkel benutzt. Ein Tirette ist eine Art Zollstock, der eine herausschiebbare Zunge hat.
Grundsätzlich wird 13 Punkte gespielt. In Vorrunden kann bis 11 Punkte gespielt werden, bei Finalspielen (z. B. bei der Weltmeisterschaft) wird mitunter bis 15 gespielt.
Präzision
Die Präzision beim Pétanque weicht ein wenig von der bei den anderen
Kugelsportarten ab. Dies liegt auch an der meist sehr unregelmäßigen
Beschaffenheit des Bodens.
Vor allem für den Leger (Pointeur) ist es wichtig (ähnlich wie beim Golf), den Boden zu lesen. Dabei kommt es nicht nur darauf an, die Unebenheiten des Bodens sondern auch die Beschaffenheit (inklusive evtl. kleiner Hindernisse wie Steine, Stöcke) zu erkunden. Wichtig ist auch, den optimalen Treffpunkt der Kugel auf dem Boden (Donnée) zu finden und zu treffen.
Auch für den Schießer (Tireur) kann die Bodenbeschaffenheit wichtig sein, um zu entscheiden ob er die Kugeln direkt treffen will oder einen Flachschuss (Raffeln) bzw. eine Devant-Schuss (kurz vor (fr:devant) zu treffenden Kugel) auftreffen will. Auch bei tirer au fer (Eisenschuss, direktes Treffen der Kugel) gibt es optimale Trefferstellen an der zu schießenden Kugel. Dabei kommt es sowohl auf die gewünschte Lage der Schusskugel als auch auf den gewünschten Lauf der zu treffenden Kugel an. Oft ist der optimale Schuss ein Carreau (bleibt in unmittelbarer Nähe (in einem Karo) liegen oder ein Carreau sur place (bleibt an der Stelle der weggeschossenen Kugel liegen. Manchmal ist es sinnvoll, ein Retro (die Schusskugel läuft in Richtung Wurfkreis zurück) zu schießen. Aber auch andere Richtungen der Schusskugel können sinnvoll sein. Eine besondere Form des Schusses ist die Cisau (Schere), bei der zwei Kugeln getroffen werden (sollen).
Wichtig ist auch der Lauf der getroffenen Kugel, sie soll möglichst keine eigenen Kugeln herauskontern, gegnerische Kugeln zu treffen ist erwünscht. Daher ist es evtl. sinnvoll die Kugel seitlich zu treffen.
Bei den Schießwettbewerben gilt das unter Boule Lyonnaise gesagte.
Sportliche Organisation und Wettbewerbe
Der Deutsche Fachverband ist der Deutsche Pétanque Verband (DPV). Es werden Weltmeisterschaften im Triplette Damen und Herren, Europameisterschaften für Jugendliche und Damen ausgetragen.